Next-Generation
(Kapitel geschrieben 1999)

 
Unser "alter" Slowflyer hat nun schon einige Flugstunden hinter sich und bereitet uns immer noch jede Menge Freude.
Mit dem sehr preiswerten Antrieb von Norbert Ladenburger werden, mit einer 23x12cm Kohlelatte, Flugzeiten von über 12 min erzielt. Das ist schon erstaunlich, wenn man den geringen Wirkungsgrad des Eisenankermotors berücksichtigt.
Nach reiflicher Überlegung entschloß ich mich jedoch, in Zukunft einen Glockenanker mit ungleich höherem Wirkungsgrad zu verwenden. Das Angebot von solchen Motörchen ist gewaltig. Da steht man u.U. schon recht hilflos da.
Zum Glück konnte ich auf fundierte Beratung von Martin Kopplow zurückgreifen, welcher mir durch seitenlange Emails und Erfahrungsberichte sehr geholfen hat (Vielen Dank noch mal, Martin).
Letztendlich sollte es ein Faulhaber 1717 der 6V-Klasse sein. Dieser Motor ist als 3V-Typ unter Slowflyern sehr beliebt und ist mit etwas Glück für 17,-DM zu haben. Der 3V Typ wird jedoch meist mit einem 11:1 Getriebe geflogen und mit 8 Zellen gequält.
Auf diese Weise sind sehr temperamentvolle Flüge mit passabler Laufzeit (ca:5 min) möglich. Dies ist jedoch nicht ausschließlich mein Bestreben. - Etwas Kunstflug ist sicher wünschenswert, mein Hauptanliegen ist es aber die 20 min Grenze zu sprengen.- Also wurde der 6V Motor bestellt.- Da ich die Libelle aber nicht ausschlachten wollte und einige Verbesserungen bezüglich der Bauweise des Fliegers erkannt habe, entschloß ich mich einen komplett neuen Slowflyer zu bauen.
 
Im Westlichem ist die Konstruktion gleich geblieben, lediglich das Rumpfrohr wurde durch ein 7mm starkes, gewickeltes Kohlerohr mit 0.5mm Wandstärke ersetzt. Des Weiteren wurde das Fahrwerk ohne Mittelstrebe gebaut, sowie die Leitwerke in Form und Bauart der Tragfläche angepaßt. D.h. sie sind nicht aus mehreren Stücken zusammengesetzt, sondern aus einem Teil gebogen. Somit wurden bei dem Höhenleitwerk zwei Klebestellen, beim Seitenleitwerk eine Klebestelle der Kohlefaser eingespart. Ein weiterer wesentlicher Faktor war, daß der Umgang mit dem für mich recht neuem Werkstoff, der Kohlefaser, durch vorherige Modelle schon bekannt war.

- Die Waage bestätigte dieses: Komplettes Modell (ohne RC    
   und Motor) 32g !! -


 
 

Hier einige Detailaufnahmen des "Next Generation Flyers":
 
Auf dem nebenstehenden Bild ist das rechte Vorderrad zu sehen (und die Propellerblattspitze). Auf dieses Rad bin ich wirklich stolz. Es hat einen Durchmesser von genau 4cm, die Radnabe besteht aus einem Kunststoffrohr (natürlich schwarz), welches genau 2mm Innendurchmesser hat. Somit kann es direkt auf dem abgewinkelten 2mm Kohlestab des Fahrwekbeines laufen. Die Radscheibe selbst besteht aus dreischichtigem, 0.2mm dickem Flugzeugsperrholz, welche mit einer Lauffläche aus 1mm Balsa versehen wurde. Da diese Konstruktion im wesentlichem in dem Vorläufermodell verwendet wurde und die Praxis zeigte, daß bei harten Landungen kleine Stücke aus der Lauffläche ausbrachen, wurde hier eine Kohleroving aufgezogen. Die Stabilität ist gewaltig - somit konnten ohne Risiko noch vier 11mm Löcher gebohrt werden. Das Gewicht eines solchen Rades liegt bei genau 0.6g ! 

 
Hier ist der schon oben erwähnte 1717-6V an seinem Arbeitsplatz zu sehen. (Ein Pups von Motor) Dieser Winzling treibt über ein 6:1 Getriebe die gewaltige 24x13cm Kohlelatte an. Die 2mm Silberstahlachse läuft in einem Teflonröhrchen, welches ohne Sturz und Seitenzug mittig im Rumpfrohr sitzt. (Kugellager wurden auch ausprobiert, sind aber nicht so leichtgängig wie diese Lösung). Ein weiteres gut sichtbares Detail ist die Arretierung der Fahrwerksbeine. Diese stecken nämlich, zur Reduzierung der Kerbwirkung bei Biegebeanspruchung, in kleinen Kunstoffröhrchen. Auf diese Weise wird eine "spröde" Verbindung zum Rumpfrohr vermieden.
(Beim Vorläufermodell wurden genau an dieser Stelle Brüche einzelner Faserstänge sichtbar). 

Nachtrag: Der 1717 hat sich, wie jeder andere Glockenankermotor, für den Slowflybetrieb nicht bewährt! Der Motor ist einfach nicht für so "hohe" Abgabeleistungen gebaut. Um die angegebene maximale Abgabeleistung von 1,4Watt zu sprengen ist daher eine Überlastung dieses Motors erforderlich. Die erzielte Flugdynamik ist nicht schlecht, aber mit einem MK421A-Motor nicht vergleichbar.

- Hierzu mehr unter "Prinzipielles über: Motoren, Getriebe, Luftschrauben"
 
 
 
 
Nicht weit vom Motor sitzt die Quelle des Übels - der Akku. Er besteht aus 8 St. der 110mAh Klasse. Hierzu gibt es nicht viel zu sagen. - Als sehr praxistauglich hat sich jedoch die sehr einfache Befestigung herausgestellt. Es wurden 1mm Kohlestäbe durch das Rumpfrohr gesteckt und verklebt. Der Akku selbst wird durch 2 Gummiringe gehalten. - Gutes muß nicht kompliziert sein.

Direkt über dem Akku ist die vertikale 1,5mm dicke Tragflächenhalterung zu sehen.


 
Hier das andere Ende des Stabes kurz vor der Ausübung seiner Pflicht. Es wurde ein ca.: 3mm breites Stück von einem 6mm Innendurchmesser großen Messingröhrchen aufgefädelt, nachdem selbiges quer durchbohrt wurde. Zur Sicherheit wurde auch dieses mit einem schmalen Kohleroving umwickelt. Die Tragfläche besitzt das passende Gegenstück: Einen geschlitzten 5mm Kohlestab, welcher mit einer 2cm Langen Aluhülse verstärkt wurde. Diese Arretierung ist perfekt und kann, wie auf dem Foto zu sehen, mit einer Hand bedient werden.

Daumen und Zeigefinger (der linken Hand) halten die Fläche, der Mittelfinger spannt die "Öse" nach vorne.


 
So sieht das Ganze im eingerasteten Zustand aus.- Perfekter Halt......... 

(Sorry about the scheiß Pic)


 
Unter der Tragfläche befindet sich die Rc-Anlage. Ich verwende einen 5-Kanal Empfänger von Becker und 9g Servos (z.B. von Conrad). Da es mir widerstrebt die Servos (wie beim Vorläufer) nebeneinader an den Rumpf zu backen, wurden diese mit den Stirnflächen an einem Kohlepylon (2x5mm) geklebt. Ich weiß nicht, ob sich die verbesserte Aerodynamik bemerkbar macht - aber mein Gewissen findet das eindeutig besser so. Um aus optischen Gründen einigermaßen parallel zum Rumpfrohr laufende Schubstangen zu haben, wurde das hintere Höhenruderservo verkehrt herum montiert.

 
So sieht die Arretierung der Schubstangen an den Leitwerken aus. Beide Leitwerke sind pendelnd gelagert. Das Seitenruder ist in einem schwarzen Kunstoffrohr gelagert und gegen Herausrutschen gesichert. Das Höhenleitwerk pendelt an einem im Rumpf eingeklebten 2mm Kohlestab. Diese Konstruktion ist einfach und unempfindlich. - Es ist aber in jedem Fall darauf zu achten, daß alles absolut spielfrei ist, da der Slowflyer auf kleinste Ruderbewegungen reagiert. Der Schleifsporn besteht aus einem 0,5x2mm Kohleprofil und sorgt bei Landungen auf hartem Untergrund für ein wenig Federung. (An ihm ist auch die Antenne mittels Tesa angeheftet).

 
Noch einige Worte zum wichtigsten Teil des Flyers, die Tragfläche: Sie besteht aus zwei 1m langen, 2mm dicken Kohlestäben, welche ausschließlich durch Biegen die markante Form erhalten. Die Kompressionsrippen sind aus 1mm Kohle angefertigt und zur Erhöhung der Torsionssteifigkeit mit der Bespannung verklebt. Die Kompressionsrippen sind nicht zwingend nötig, aber tragen zur Festigkeit erheblich bei. Des weiteren ist auf dem Foto die Verspannung der gesamten Fläche gut zu erkennen.

Die komplette Tragfläche wiegt nur 17g und ist in der Luft nicht kaputtbar. 

Wer diesen Slowflyer nachbauen möchte, kann es gerne tun. Die Konstruktion ist meiner Meinung nach kaum zu verbessern und funktioniert perfekt. (Wer Verbesserungsvorschläge hat, möge mir eine Email schreiben)
 
 

Technische Daten und Gewichte:


 


Teil  Typ  Hersteller Gewicht [g]
Motor 1717-6V Faulhaber 17
Getriebe 6/1 Eigenbau  3
Luftschraube 24 x 13cm Ladenburger 2,5
Rumpf komplett 7 mm Rohr Eigenbau  5
Fahrwerk mit Rädern 2 mm Stange Eigenbau  2
Leitwerk komplett 1 mm Stange Eigenbau 9
Tragfläche komplett 2 und 1mm Stange Eigenbau 17
Empfänger Pico 4k (Becker) Becker 7
Servos (2 St.) 9 Gramm Graupner 18
Regler Ikarus 2
Akku (8 St.) 110 mAh  Sanyo 55
Arretierung, Stecker, Kabel Diverse 6
Abfluggewicht: 143,5g

 
 

Flugeigenschaften:

Ein Slowflyer fliegt nun mal sehr langsam (wie schon der Name sagt), was aber nicht unbedingt ein Vorteil ist.
Kommt man einmal in eine Windböe, so wird der kleine Flieger u.U. schon recht weit abgetrieben. Wer nun einen schwachen Antrieb hat, sollte lieber gleich kontrolliert landen, um das Modell nicht zu verlieren. Wird der Flieger aber rechtzeitig in den Wind gedreht, so kann er erstaunlichen Böen trotzen. An windstillen Tagen wird man aber seine Freude an diesem Modell haben. Mit dem 1717-6V und 6:1 Getriebe ist bei der 14x13cm Latte eine ausreichende Motorisierung vorhanden, die 20 min Grenze wurde aber leider noch nicht gesprengt (der Erstflug dauerte aber immerhin schon 15min). Ansonsten erinnert das Flugbild, aufgrund der sehr langsam drehenden, riesigen Luftschraube, eher an einen Raddampfer als an ein Flugzeug. Die Wendigkeit ist aber in keinem Falle identisch.
 
 

Wer dieses Modell nachbauen möchte sollte mit 15-20 h Bauzeit rechnen.

Zurück zur Startseite