"The Borg - Projekt"




Eines meiner Lieblingsbeschäftigungen war schon immer das Filmen aus Modellflugzeugen. Hierfür war bis jetzt immer ein großes Modell mit starker Motorisierung erforderlich, da ja eine komplette Videokamera mitfliegen mußte. Die Filme konnte man sich dann erst später (gemeinsam) zu Hause ansehen. - Trotzdem war die Begeisterung groß - die Flugdynamik und die Vogelperspektive war einfach genial! Schade, daß man das nicht live übertragen konnte und mit einem Fernseher vor Ort ansehen kann.................dachten wir......

Man kann!!!

Es gibt tatsächlich Videoübertrager von 10 - 65 mW, welche nur 33g wiegen! - Des weiteren gibt es erschwingliche SW-CCD-Kameras, welche nur 10g wiegen! - Also einen Zuladung von 43g ...... das schafft der "Next Generation" locker!

Die Idee ließ mir keine Ruhe - nach einem Testflug mit zwei Akkus (zum simulieren der Zuladung) wurde der Funkübertrager mit Empfänger bei REC-Elekronik bestellt.
 
Hier der Übertrager (45x45x16mm; 33g) von REC mit der kleinen CCD-Kamera von Conrad (10g) . Das sollte also alles sein, was der "Nexus 6" zu schleppen hat. Die Bildqualität der Kamera ist unglaublich - Ich hatte mit dem Schlimmsten gerechnet (zumal nur ein 1mm Objektiv vorhanden ist) - aber das SW-Bild ist hervorragend. Also nochmal schnell den Übertrager ausprobieren ..... haut hin wie verrückt - 1A Bild! 

Also ist die Grundvoraussetzung gegeben - jetzt müssen beide Geräte nur Eingeschrumpft werden und schon kann es losgehen .........

- Weit gefehlt - es sollte besser heißen: Und schon können die Probleme losgehen -
 

Das die Kamera 9V und der Übertrager 12V braucht, war bekannt. Es mußte also ein kleiner Spannungsregler für 9V her. Dieser wurde einfach auf die Rückseite des Übertragers gelötet und regelt nun die 9V für die Kamera. Das gesamte System braucht also eine Eingangspannung von 12V - d.h. 10 Zellen. Naja ein paar Gramm für die zwei zusätzlichen Zellen dürften auch nicht so schlimm sein ......... aber was sagt der Regler dazu ????
Wenn 8 Zellen frisch geladen sind haben diese ja auch eine relativ hohe Spannungslage - da sollte doch etwas Sicherheit vorhanden sein.....??? Naja besser mal bei Kontronik anrufen und dumm fragen - Und siehe da - Laut Kontronik hält der Regler das auf keinen Fall aus - der Transistor würde sofort abrauchen........ Also mußte auch hier Abhilfe geschafft werden - Ich entschied mich daher dafür einen Simprop Regler "aufzurüsten". Nach umfassender Studie aller vorhandenen Bauteile des Reglers (sind ja nur wenige) stand fest, das von Seiten der Spannungsregler und Kondensatoren wohl keine Einwände kommen würden - Lediglich der "teure" MOSFET war sehr knapp bemessen - es mußte also ein leistungsfähigeres Modell im SO8-Gehäuse her. - Aber woher nehmen ????? Diese kleinen Prachtstücke sind noch sehr rar gesät. Letztendlich bin ich bei Schuricht fündig geworden und habe den SI9435DY bestellt (bis 30V bei 4,6A - das sind über 130 Watt!). Somit kann der Regler wohl mehr Zellen ab, als der Flyer tragen kann.

Das Problem mit der Spannungsversorgung im Slowflyer schien gelöst zu sein - Motor und Kamera samt Übertrager hängen nun problemlos an einem Akku. (Dachte ich)
 
 
Da ich jedoch keinen Fernseher mit auf die Wiese oder in die TH schleppen will, mußte noch eine Art Visor her 
- Der "Live-Blindflug" ist ja mein Bestreben. Nach sorgfältigem Überlegen schien eine Sucherröhre aus einer hochwertigen Videokamera als optimal geeignet. 
Hierbei sollte unbedingt ein SW-Sucher verwendet werden. 
Des weiteren sollte es unbedingt eine Röhre und kein LCD-Display sein! Die Auflösung der Röhren ist nämlich hervorragend!
Leider ist bei KEINEM Elektronik-Versand ein solches Gerät zu bekommen - also mal bei einem HIFI-Laden anrufen und fragen, was sowas wohl als Ersatzteil kostet .......... ICH FALL INS LOCH......... Das Ding kostet 350,- bis 450,-DM (Naja ist ja auch eine echte Röhre mit Hochspannungsteil und Zeilengenerator usw. drin)

Wenn ich also ein hochwertigen Sucher haben will, werden wohl mind. 400,-DM fällig. Das ist zu viel! Nachdem ich also fast verzweifelt war, habe ich den guten alten Modellbauertrick angewandt.- Man ruft in einer großen HIFI-Werkstatt an und erzählt von seinem Vorhaben - schon sind die Techniker begeistert und tun was sie können. In meinem Falle war es sogar noch besser:
"Ja ..... gute Idee....Ha Ha ...... die Dinger sind aber sauteuer .... warum nimmste nichne alte Kamera und schraubst das Ding ab...... ach du hast keine alte Kamera ...... ja ja ... wir habn hier so 20 Stück rumliegen ..... Ju kannst rummkommn ...... usw."
Tja ein Telefonat und 20 min Später hatte ich einen hervorragenden Sucher in der Hand - das Ding hätte neu sein können - absolut keine Gebrauchsspuren zu erkennen und das Ganze für 0 DM (Null Deutsche Mark)!!!! Also immer schön freundlich sein - das spart Geld!
 
Der Bau des "Visors" gestaltete sich dann auch als rel. einfach - ein 2mm Alubügel wird der Stirnform genau angepaßt und auf der Innenseite mit einem Schaumstoff beklebt. Ein Gummiband hält nun die Apparatur in gewünschter Position. - Das Ganze sitzt wesentlich bequemer als es aussieht. Ein geschirmtes Kabel sorgt für die Stromversorgung sowie für das Videosiganal für den Visor - dieser wird über einen Spannungsregler (6V) aus dem Empfänger (12V) versorgt.
 

Der Empänger hängt mit einer Spange am Gürtel, die 10st 1000nder Zellen stecken in der Hosentasche - somit ist die Beweglichkeit absolut uneingeschränkt.

- Dieses System kann als absolut nachahmenswert empfohlen werden!-

Selbstverständlich erfolgte der 1. Testflug sofort. - Ich bestückte den "Next-Generation" mit 10 Zellen und dem Kameragelumpe und ging vor das Haus. Die Brille wurde nicht verwendet - statt dessen hing der Videoempfänger am Videorecorder (im Haus) welcher seinem Namen alle Ehre machte - Er recordete eben Video....... Ich stand draußen und eierte mit dem Schwertransport los ..... ein leichter Steigflug mit gemütlichem kreisen sollte für den Anfang reichen.

Aber was war auf dem Video zu sehen - bis zu dem Zeitpunkt an dem der Motor eingeschaltet wurde war alles ok, aber sowie das Ding lief, war das Bild voller Störungen! Ich war entsetzt - damit hatte ich wirklich nicht gerechnet - ist aber völlig klar - eine UHF-Videoübertragung verlangt schon nach glatter Eingangsspannung sonst wird das nichts.

Jetzt sollte eine Lange Tüftelei mit tausenden von Kondensatoren, Spulen, Spannungsreglern und Varistoren folgen. Jede Schaltung wurde mittels Oszilloskop (Dank Cord!) und Visor überprüft. Fazit: Alles Schei.. Man kommt da wohl nicht um zwei getrennte Akkus herum. Gesagt getan: 8x110mAh für den Flyer und 10x65mAh für die Kamera. Was soll ich sagen - Das haut super hin und ist der Kick schlechthin (zumal der Flyer dermaßen beladen ist, daß er fast abstürzt).

Später sollte sich herausstellen, daß man auch einen größeren Akku verwenden kann. Dieser hält, trotz laufenden Motors, die Spannung noch stabil genug. Leider ist mit einem solchen Akku (250mAh) und der Kameraausrüstung an kein vernünftiges Fliegen zu denken - der "Next Generation" sowie der "Nexus 6" ist hiermit überfordert

- Das Projekt "Vollmeise" wurde gestartet.

Somit war ein wesentlich stärkerer Indoorflyer geboren, welcher mit der Kamera leichtes Spiel hat. Aufgrund der uneingeschränkten kunstflugtauglichkeit der "Vollmeise" wurde jedoch nur zu Testzwecken die Kamera provisorisch befestigt. In der TH eine witzige Angelegenheit, aber auf Dauer langweilig, da eine Turnhalle aus der Vogelperspektive nicht besonders spannen aussieht (man kann sich eigentlich genauso gut auf eine Leiter stellen ... ).
Wesentlich mehr Spaß machten die Kunstflugeigenschaften der "Vollmeise".......

Das "Borg - Projekt" wurde für Slowflyer als möglich aber nicht besonders spannend eingestuft.

Mit zunehmend besserem Wetter (Sommeranfang) kam mir der Gedanke die Kameraeinheit an einem "echten" Modellflieger zu befestigen.- Gesagt getan - Als erstes "Opfer" bot sich, an einem schönen Abend auf dem Flugplatz, der "Schampus" (Multiplex) von Cord an. Ich wollte den Erstflug mit der Brille auf keinen Fall selber steuern, sondern erstmal den Blickwinkel und die Reichweite der Einheit testen. - Cord war jedenfalls von der Idee sofort begeistert und befestigte die kleine Kamera mit Tape mitten auf der Tragfläche des Schampus. Der kleine 110mAh Akku passte locker in den Rumpf. Wie zu erwarten war, störte sich der 3,4m Segler mit seinem 16-Zellen Antrieb an dem "Parasiten" überhaupt nicht. Die Videoübertragung war hervorragend und die Aussicht einfach atemberaubend. Cord und mir war eines sofort klar - DAS IST DAS NON PLUS ULTRA ! - Nachdem die Reichweite der Kamera ausgetestet war (ca:400m), steuerte Cord den Schampus nach dem Videobild. Diverse Flüge mit wachsender Begeisterung und Sicherheit/Vertrauen erfolgten abwechselnd noch am selben Abend. Der zukünftige "Werdegang" des "Borg - Projekts" war somit klar - Fliegen in der Thermik mit Live-videobild.

Hierfür sollte jedoch noch die Aerodynamik der Kamera mit dem Übertrager verbessert werden:
 
 
In jedem Falle wollte ich eine autonome Einheit behalten, um die Videoübertragung aus jedem Modell zu ermöglichen. Daher habe ich mittels 0,4mm Sperrholz (Seitenteil) und 2mm Balsa (Boden-Deckplatte) ein saugend enges Gehäuse in Tropfenform gebaut. Die Kamera steht quer zur Flugrichtung, der Übertrager sitzt längs dahinter. Der so entstandene "U-Boot-Turm" ist genau 5cm hoch, 9cm Lang und an der dicksten Stelle 3,5cm breit. Das Gewicht mit Übertrager und Kamera beträgt genau 52g! Die Stromversorgung kann aus dem Antriebsakku erfolgen oder von einem separaten Akku (hier 110mAh) übernommen werden.
 
Gut zu erkennen sind die geringen Abmessungen des "U-Boot-Turm´s" sowie das kleine Loch durch welches die Kamera mit dem 1mm Objektiv schaut - kaum zu glauben, daß man mit dieser Optik ein so qualitativ hochwertiges Bild bekommt.

An folgenden Tagen wurde auf dem Flugplatz mein Elektro-Meteor mit der Kamera ausgerüstetund und verschärft getestet. Patrick Wegener (Slowflyteam Braunschweig) stand, mit voller Begeisterung als Starthelfer und "Ansager", zur Hilfe. Wir gingen dabei folgendermaßen vor:

Der Meteor wurde von mir gestartet und auf Höhe gebracht - Patrick genoß mit dem Visor die Startsequenz und den Steigflug. Erst als das Videobild die ersten Störungen aufwies wurde der Motor ausgeschaltet und der Visor übergeben. Da der Meteor rel. eigenstabil fliegt und einen extrem weiten Geschwindigkeitsbereich verkraftet, konnte ich mich (ohne Sorge um das Flugzeug) auf das Videobild konzentrieren. Hierbei stellte sich heraus, daß man die Umgebung unbedingt kennen muß - ansonsten verliert man sofort die Orientierung! Eine weitere gefährliche Verleitung ist der extreme Streckenflug - d.h. man sieht ein interessantes Objekt (Gehöfte, Windkraftanlagen, Siedlungen.....) und schaut es sich gemütlich an - da die Kamera jedoch nach vorne gerichtet ist, fliegt der Segler während dessen auch in diese Richtung - d.h. man kann das Objekt immer schöner sehen und vergißt dabei völlig die erhebliche Strecke die der Meteor in wenigen Sekunden im Gleitflug zurücklegt. Folglich reißt die Funkverbindung früher oder später ab. Jetzt ist guter Rat teuer - wo ist das Objekt in Wirklichkeit - kann ich den Flieger noch sehen - wie ist die Fluglage, Höhe usw. Um diesen Fehler zu vermeiden stand mir Patrick zur Seite und warnte bei zu großer Entfernung des Fliegers rechtzeitig. Selbstverständlich wurde der Meteor auch von Patrick nach dem Videobild gesteuert. Anfangs machten die nicht vorhandenen Ortskenntnisse probleme, später war auch dieses kein Problem mehr. Auffallend war jedoch, daß Patrick das für ihn ungewohnte Modell mit der "Borgbrille" WESENTLICH besser fliegen konnte als auf konventionelle weise. Um so größer war meine Verwunderung als er das Modell durch Zufall in eine Ablösung flog und innerhalb kürzester Zeit an die Sichtgrenze brachte ohne dieses selber zu bemerken - Zitat: Die Aussicht war so schön......
 
Autonomer geht es fast nicht mehr.- Die Kamera "klebt" inklusive der 10x110mAh Zellen einfach an meinem Meteor. Ein Flächengummiband sorgt (hoffentlich) für den nötigen Halt. Leider kann man bei diesem Modell nicht einfach den Kameraakku in den Rumpf legen, da die saugend passende Abziehschnauze keinen Spalt für das Kabel toleriert. Genauso (oder auch anders) wurde das Kameramodul schon an diversen Modellen befestigt - ein Superspaß auch wenn man selber nicht nach dem Videobild fliegen will.
 
So sieht das dann aus - Die Videobrille wird herumgereicht - jeder will mal schauen. Zum vernünftigen Aufsetzen des "Visors" bleibt keine Zeit. Auf dem Bild ist unser 1.Vorsitzender (Jochen Ulbricht) zu sehen. Typisch ist das Anheben der kleinen Empfangseinheit um auch noch Bilder aus dem entferntesten Flieger zu empfangen.
 

Fazit: Eigentlich für Indoormodelle geplant, kommt die Kamera fast nur Outdoor zu Einsatz. Gutes braucht wohl seine Zeit und Entwicklung. Ich kann jedenfalls nur den Nachbau empfehlen - die Livebilder sind wirklich beeindruckend.
Viele Passanten könne das bestätigen.

Videosequenzen des "Borg-Projekts"


 

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